Schnappschuss oder Shitstorm? – Wenn digital mehr mitschwingt, als man denkt

Klartext digital

Autor: Michael Bätscher

Laubenfest in Wehr: Drei Tage Leichtigkeit – und ein paar digitale Fragen

Vom 2. bis 4. August 2025 feiert Wehr wieder das Laubenfest. Stadtmusik, DJ-Abend, Kinderfiesta – ein Fest für alle Sinne. Und mittendrin: Smartphones, Kameras, QR-Codes. Ganz selbstverständlich. Doch gerade im Selbstverständlichen lohnt sich manchmal ein zweiter Blick. Denn digital mitschwingen tut heute fast alles.


Wenn aus einem Klick mehr wird

Ein Foto ist schnell gemacht. Vielleicht steht man gerade mit Freunden vor dem Weinstand, das Licht ist gut, die Stimmung auch. Jemand sagt: „Lächeln!“, und klick – schon ist der Moment eingefangen. Noch ein Filter drüber, ein kurzer Satz dazu, Standort aktiv – fertig ist der Post.

Was dabei leicht vergessen geht: Nicht jeder auf dem Bild weiß, dass er online ist. Und nicht jeder möchte es. Gerade Kinder, Helferinnen oder Menschen im Hintergrund werden so Teil eines digitalen Moments, den sie nie bewusst betreten haben.

Oder man sitzt bei einem Konzert im Festzelt und möchte die Stimmung teilen – live, direkt. Der Song passt, die Lichter flackern, das Video geht raus. Und mit ihm der Hinweis: „Ich bin gerade hier.“ Für Freunde ist das nett. Für andere vielleicht nützlich – weil sie dann wissen, wo man nicht ist: nämlich zu Hause.

Auch bei QR-Codes oder kostenlosen WLANs ist das Muster ähnlich: Wir scannen, klicken, loggen uns ein – schnell und ohne Misstrauen. Doch viele der betrügerischen Maschen heute leben genau von dieser Routine. Von der Annahme, dass etwas harmlos aussieht, weil es alltäglich geworden ist.

Das heißt nicht, dass wir mit Sorgen durch das Laubenfest laufen sollen. Im Gegenteil. Es heißt nur, dass wir ein kleines Stück Aufmerksamkeit mitbringen dürfen – für die Menschen um uns herum, für das, was wir teilen, und für das, was dabei vielleicht unbeabsichtigt mitgeteilt wird.

Denn manchmal ist ein Moment am schönsten, wenn er einfach bleibt, was er war: ein Moment. Und nicht gleich ein Beitrag.


Ratgeber: Drei Dinge, die wir oft nicht mitdenken

📸 Fotos & Persönlichkeitsrechte

  • Ein Gruppenfoto ist schnell gemacht – aber wer will wirklich online auftauchen?
  • Kinder, Helfer, Besucher – nicht alle möchten Teil einer Story sein.

📍 Echtzeit-Posts & Standortdaten

  • Ein Live-Post sagt nicht nur: „Ich bin hier“, sondern auch: „Ich bin gerade nicht zu Hause.“
  • Für die meisten harmlos – für manche eine Einladung.

📶 WLAN, QR-Codes & kurze Klicks

  • Öffentliches WLAN ist bequem – aber nicht immer sicher.
  • QR-Codes sind praktisch – aber wohin führen sie wirklich?

Für ein Fest, das verbindet – auch digital

Das Laubenfest ist ein Ort der Begegnung, der Musik, des Genießens. Und genau deshalb lohnt es sich, auch digital mit einem gewissen Gespür unterwegs zu sein. Kein Misstrauen – nur ein kleiner Impuls mehr. Für sich. Für andere. Und für das, was manchmal mitschwingt.


Es kann jedem passieren – sogar auf der großen Bühne

Was öffentlich wirkt, kann trotzdem verletzen.
Ein aktuelles Beispiel zeigt das eindrücklich: Beim Coldplay-Konzert in Griechenland filmte die sogenannte „Kiss Cam“ ein älteres Paar – mit dem üblichen Hinweis, sich doch bitte zu küssen. Das Paar zögerte, und Sänger Chris Martin kommentierte die Szene süffisant von der Bühne. Das Video ging viral.

Doch was viele erst später erfuhren: Das Paar war verheiratet – und fühlte sich durch die öffentliche Erwartung und anschließende Häme bloßgestellt.
Ein vermeintlich lustiger Moment wurde zur unangenehmen Erinnerung.

Und zeigt: Nicht alles, was sich filmen lässt, muss geteilt oder kommentiert werden.

Der digitale Raum kennt keine Zwischentöne – umso wichtiger ist es, sie selbst mitzubringen.


Quellen

  • Stadtmusik Wehr – Laubenfest-Programm 2025
  • stern.de: Kiss-Cam-Eklat bei Coldplay – Wenn ein virales Video zu viel wird
  • Polizei-Beratung.de – Verhalten auf Veranstaltungen

Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine rechtliche oder psychologische Beratung.