Zu gut, um wahr zu sein
Es war ein Sonntagabend. Ich scrollte durch mein Handy, suchte nach einem bestimmten Staubsauger-Modell. Plötzlich: ein Angebot. Die Website sah gut aus, das Impressum war vorhanden, die Preise waren zwar niedrig, aber nicht absurd. Ich klickte, bezahlte – und wartete. In den ersten Tagen reagierte der Kundenservice sogar auf meine Rückfragen, freundlich und professionell. Doch irgendwann: Funkstille. Und dann war die Website plötzlich offline. Ich war einem Fake-Shop aufgesessen. Und ich bin nicht allein.
Jedes Jahr fallen Tausende Menschen auf gefälschte Online-Shops herein. Laut Verbraucherzentrale steigt die Zahl der gemeldeten Fälle stetig. Die Shops sind raffiniert: professionelles Design, echte Produktbilder, gefakte Bewertungen. Sie spielen mit unserer Gier nach dem Schnäppchen und dem Vertrauen in Technik.
Wie Fake-Shops täuschen
Fake-Shops imitieren bekannte Online-Shops oder suggerieren, offizielle Vertriebspartner zu sein. Manche kaufen sogar Anzeigen bei Google oder Meta, um unter den Top-Ergebnissen zu erscheinen. Wer klickt, landet auf Seiten mit Logos, AGB, Versandinfos – alles wirkt legitim. Oft werden auch Fake-Siegel eingebunden (z. B. “Trusted Shop”), die nicht anklickbar sind.
Zahlungen laufen per Vorkasse, Kreditkarte oder gefakten Klarna-Formularen. Danach: nichts. Keine Lieferung, keine Antwort, keine Website. Die Betreiber sitzen oft im Ausland, schwer greifbar für Justiz oder Polizei.
Was sie so gefährlich macht
Fake-Shops sind nicht nur finanziell ärgerlich. Sie sind auch ein Datenschutzproblem. Wer dort bestellt, gibt Name, Adresse, Telefonnummer, Bankdaten preis – ein Paradies für Datenhändler. Viele Betroffene wissen nicht, ob sie “nur” betrogen wurden oder auch in einem Identitätsdiebstahl stecken.
Und: Die psychologische Wirkung ist nicht zu unterschätzen. Man schämt sich. Fühlt sich naiv, überlistet. Dabei sind die Betrüger Profis. Selbst IT-affine Menschen fallen auf Fake-Shops rein – wie ich selbst.
Woran man Fake-Shops erkennt
Es gibt Warnzeichen. Keine absoluten. Aber Warnzeichen:
- Nur Vorkasse oder unsichere Zahlungsmethoden
- Sehr niedrige Preise bei beliebten Markenprodukten
- Fehlende oder fehlerhafte AGB/Impressum/Datenschutzerklärung
- Keine oder gefälschte Kundenbewertungen (oft übersetzt oder generisch)
- Fake-Gütesiegel, die sich nicht verlinken lassen, echte Gütesiegel verlinken immer auf eine offizielle Prüfdatenbank, wo du den Shop nachprüfen kannst.
- Keine Möglichkeit zur Rücksendung oder Kundenkontakt
Am wichtigsten: Das Gesamtgefühl. Wenn etwas zu glatt, zu billig, zu eilig wirkt – lieber abbrechen.
Was tun, wenn es passiert ist?
Zuerst: Beweise sichern. Screenshots der Bestellung, Zahlungsbestätigung, Website. Dann: Anzeige bei der Polizei erstatten. Die Verbraucherzentrale bietet Unterstützung und Warnlisten.
Wenn über Kreditkarte gezahlt wurde, kann eine Rückbuchung möglich sein. Bei anderen Zahlungsmethoden ist das Geld oft weg. Trotzdem: Melden hilft. Auch, um andere zu schützen.
Und: Nicht schämen. Reden. Teilen. Damit die Methoden der Betrüger öffentlich werden.
Ratgeber
Was ist ein Fake-Shop?
- Eine gefälschte Verkaufsplattform, die vorgibt, echte Produkte zu verkaufen
- Ziel: Geld & Daten erschleichen
Woran erkenne ich einen Fake-Shop?
- Nur Vorkasse möglich
- Sehr niedrige Preise
- Fehlerhaftes oder kein Impressum
- Keine echten Kundenbewertungen
- Unprofessionelle Sprache oder Übersetzungen
- Kein Kundenservice erreichbar
Was kann ich tun, bevor ich kaufe?
- Impressum prüfen (Sitz, Handelsregister, Telefonnummer)
- Preise mit anderen Shops vergleichen
- Auf Siegel klicken: Leiten sie zur Prüfseite?
- Bewertungen bei Trustpilot oder auf verbraucherzentrale.de nachsehen
- Shopadresse googeln + “Erfahrungen”
Was tun, wenn ich reingefallen bin?
- Zahlung stornieren (Kreditkarte, Bank kontaktieren)
- Screenshots sichern
- Anzeige erstatten
- Verbraucherzentrale kontaktieren
- Passwörter ändern, falls man ein Konto erstellt hat
Quellen
- Verbraucherzentrale.de: Fake-Shop Finder
- Polizei-Beratung.de: Fake-Shops erkennen & melden
- BSI: Sicherheitswarnungen für Verbraucher
- Eigene Erfahrung (Michael Bätscher) 😢
Hinweis: Dieser Artikel ersetzt keine rechtliche oder psychologische Beratung.